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  Greyhoundsperre
 

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Die paralytische Myoglobinurie beim Greyhound


Die paralytische Myoglobinurie ist nicht nur eine Krankheit des Greyhounds. Jeder Windhund kann davon betroffen sein, nicht nur der untrainierte Greyhound wie oft behauptet wird. Die „Greysperre“ ist auf keinen Fall mit einem menschlichen Muskelkater zu vergleichen, denn sie wird innerhalb kürzester Zeit zur lebensbedrohenden Krankheit.


Für die paralytische Myoglobinurie gibt es einige Synonyme unter anderem sind dies Namen wie „Kreuzverschlag“, „Lumbago“, „Nierenverschlag“, kurz „Sperre“ oder gar „Monday Disease“. Viele dieser Bezeichnungen führen auf die sich in der Pathogenese entsprechende Krankheit des Pferdes hin, bei dem diese zuerst beobachtet und ausführlich untersucht wurde.

Die Krankheit trat in früheren Zeiten vor allem bei Arbeitspferden auf, die sich am Wochenende bei kraftstoffreicher Fütterung ausruhen durften, um dann am Montag erneut mit der schweren Arbeit zu beginnen.
 
Nicht nur bei Pferden kann es zu dieser Krankheit kommen, wenn dieser untrainiert ins Rennen geschickt werden. Meistens ist aber eine solche Anstrengung gar nicht nötig, um diese Krankheit auszulösen. Auslöser für die Greyhoundsperre ist immer eine starke Belastung der Muskulatur durch z.B. eine Hetzjagd, einen Sprint oder übermäßiges Spiel. Es hängt nicht vom Trainingsstand des Windhundes ab, sondern es kann jeden Hund treffen. So genannte „trockene“ Hunde (= sehr gut bemuskelte Tiere) oder Hunde mit großem Jagdinstinkt, sowie Kälte oder schwül warme Luft erhöhen die Gefahr weiter.


Obwohl Hunde anderer Rassen auch gelegentlich Hasen auf offenem Feld jagen, findet man in der Fachliteratur keinerlei Aufzeichnungen über das Vorkommen dieser Krankheit bei anderen Hunderassen, daher muss man annehmen, dass die Windhunde für diese Krankheit prädisponiert ist.

 
Um die Pathogenese dieser Krankheit etwas besser zu verstehen, ist es erforderlich, einige Abläufe im Organismus näher zu betrachten:

Grundsätzlich verbrauchen alle Muskeln Energie, wenn sie arbeiten. Die Energie kann aus vorhandenen Speichern abgerufen oder aber vom Körper über chemische Prozesse selbst hergestellt werden. Es gibt zwei verschiedene Muskeltypen. Zum einen die Typ I-Fasern mit den so genannten ST-Fasern (slow twitch), zum anderen die Typ II-Fasern mit den so genannten FT-Fasern (fast twitch). Die Typ I-Fasern haben eine große Anzahl an Myoglobin, welches in der Lage ist, Sauerstoff zu speichern. Diese Fasern sind auf die aerobe Energiebereitstellung spezialisiert, also auf die durch Sauerstoffverbrauch zur Verfügung gestellte Energie. Die Typ II-Fasern (fast twitch) hingegen haben eine geringe Anzahl an Sauerstoffspeichern, aber dafür einen großen Glykogenspeicher (Kohlenhydrate). Weiter verfügen sie über energiereiche Phosphate und Enzyme, mit deren Hilfe auch ohne Sauerstoff Energie aus dem Glykolen gewonnen werden kann. Man nennt dies anaerobe Energiebereitstellung (also Energiebereitstellung ohne Sauerstoffverbrauch). Von diesen Fasern besitzen Windhunde den weitaus größeren Anteil.

 

 

Die aerobe Energiegewinnung (Typ I-Fasern) erfolgt durch die vollständige Verbrennung von Kohlenhydraten (aerobe Glykolyse) und Fetten (Lipolyse) zu Kohlendioxid und Wasser.

Die anaerobe Energiegewinnung (Typ II-Fasern) erfolgt hingegen zum einen durch die Spaltung energiereicher Phosphate und zum anderen durch die unvollständige Verbrennung von Kohlenhydraten, wobei Laktat (=Milchsäure) anfällt (anaerobe Glykolyse).
Wenn also wenig Typ I-Fasern, aber viel Typ II-Fasern vorhanden sind, wird sehr viel Energie über die anaerobe Glykolyse bereitgestellt. Mit dem Nachteil, dass Laktat anfällt. Etwas vereinfacht gesagt führt das Laktat zu einer Übersäuerung der Muskeln, sowie des Körpers und verursacht die Symptome der Greyhoundsperre. Der Sauerstoff reicht in der Sprintmuskulatur (Typ II-Fasern) eines gut trainierten großen Windhundes nur für ca. 200 – 300 Meter, danach muss der Körper auf aerobe Glykolyse umstellen. Je ausgeprägter die Ausdauermuskulatur (Typ I-Fasern) ist, desto mehr kann der Körper Energie aus der aeroben Glykolyse ziehen, je ausgeprägter aber die Sprintmuskulatur ist, desto mehr muss der Körper auf die anaerobe Glykolyse und den Nachteil des Abfallproduktes Laktat zurückgreifen. Die bei Überbelastung starke Übersäuerung der Muskeln führt zur irreversiblen Zerstörung von Muskelzellen. Diese Zellen werden nicht wieder aufgebaut.

Diese zerstörten Muskelzellen, sowie die Abbauprodukte, welche durch die Überbelastung entstanden sind, gelangen vom Blutkreislauf aus in die Niere. Die Niere filtert die zerstörten Zellen und die Abbauprodukte heraus und scheidet diese aus. Je stärker die Überbelastung und die Übersäuerung ist, desto mehr hat die Niere zu arbeiten. Man erleichtert der Niere das Ausscheiden, in dem man ihr reichlich Spülflüssigkeit, also Wasser, zur Verfügung stellt. Es kann aber in übleren Fällen passieren, dass die Niere völlig überfordert wird. Sie arbeitet dann auf Hochtouren, der Körper überhitzt und schließlich geben die Nieren auf - es kommt zu akuter Niereninsuffizienz (= Nierenversagen) - was tödlich ist. Das Laktat wird überdies auch über die Leber abgebaut, was eine Erhöhung der Leberwerte nach sich ziehen kann.

 

Bei leichten Ansätzen zur Sperre merkt nur der geübte Beobachter dem Hund etwas an. Bei etwas stärkeren Ansätzen zeigt es sich für den Laien vor allem darin, dass der Hund nach Anstrengung zwei, drei Stunden später dunkler (Blut -> genauer Myoglobin) pinkelt, etwas steifer geht oder etwas abgeschlagen wirkt. Das Myoglobin ist der rote Farbstoff der Muskulatur. Es ist ein Sauerstoff speicherndes Protein. Bei der Myoglobinurie wird dieser Farbstoff über den Urin ausgeschieden. Man kann es deshalb auch mittels Teststick im Harn nachweisen. Ist die Greysperre ausgeprägter, können Krämpfe hinzukommen und deutlich verhärtete Rückenmuskulatur. Das kann so weit gehen, dass der Hund nicht mehr in der Lage ist sich zu bewegen und bei kleinsten Bewegungen vor Schmerzen schreit, weil die Muskulatur so schmerzhaft hart ist. Es kann dabei auch zu Fieber kommen.

 

Bei der ganz leichten (!) Form, die mehr nur ein Ansatz ist, sollte der Hund viel trinken, um die Nieren zu spülen. Es reicht aus, wenn der Hund normales Wasser trinkt. Falls er nicht trinkt, sollte man ihn dazu animieren. Elektrolytlösungen darf man nicht geben, diese wirkt kontraproduktiv, da die Nieren noch mehr an den Inhaltsstoffen zu arbeiten haben. Sollte der Hund deutliche Anzeichen zeigen (sichtbar dunkler Urin, verhärtete Muskulatur) ist es nötig, den Hund unverzüglich in die Klinik zu bringen und ihm Infusionen mit Ringer-Lösung (keine Ringer-Laktat-Lösung!) geben zu lassen.

 

Es kommt bei jeder (auch der behandelten) Greyhoundsperre zu leichten bis massiven Muskelschäden. Weit schlimmer sind aber die Folgen einer unbehandelten Greysperre. Die Nieren schaffen es nicht mehr, die Muskelstoffwechselabbauprodukte auszuspülen und letztendlich endet es in einem akuten Nierenversagen mit Todesfolge.

 

Die Veranlagung zur Sperre kann durch verschiedene Parameter begünstig werden - einige kann man verändern wie beispielsweise den Trainingszustand, die Ernährung etc. andere leider nicht. Der Tierarzt kann dazu bei dem Hund nach einer entsprechenden Belastung mehrere Blutgas- und Harnuntersuchungen machen und kann so bestimmen, ob es sich um einen Hund mit paralytische Myoglobinurie handelt. Bei der Blutgasanalyse ist dies vor allem aus den Werten für HCO3 (= Hydrogencarbonate) ableitbar (die Werte liegen dann unter dem Soll), ebenfalls ist der Blut-pH-Wert unter dem Soll, wenn dann noch Blut (genauer Myoglobin) im Harn ist, ist es eindeutig.

 

Nach einem anstrengenden Verfolgungslauf, nach einem langen Sprint oder nach intensivem Spielen, sollte man den Urin des Windhundes beobachten. Sobald der Urin dunkler als normal wird, besteht die Gefahr, dass der Hund eine Greyhoundsperre hat. Diese kann unbehandelt Nierenschäden nach sich ziehen. Er muss unbedingt weiter beobachtet werden:

- Kann er gut aufstehen?

- Geht er weich geht oder läuft er „stelzig“ herum?

- Ist er besonders müde?

- Tritt Fieber auf?

   

Sichtbare Symptome einer hochgradigen Greysperre:

- kann sich kaum noch bewegen - Lähmungserscheinungen

- liegt vermehrt nur am Boden

- hat die Beine verkreuzt

- sein ganzer Körper ist hart und verkrampft  - bei Palpation betroffener Muskelbereiche kommt es zu Schmerzäußerungen

- die Zunge ist lang, dick angeschwollen und wird herausgestreckt

- die Augen quellen hervor

- er hat extrem hohes Fieber - 41°C

- Blutergüsse an den Schenkelinnenflächen

- der Urin ist schwarz usw.

 

Auch sind ganz bestimmte Serumenzyme um ihr Vielfaches erhöht, da der Körper sich selbst zu regenerieren versucht. Hierbei handelt es sich vor allem um CK, AST (GOT) und LDH. Der Magnesiumgehalt im Serum ist ebenfalls erhöht. Des Weiteren weist das Blutbild zumeist eine Erhöhung der folgenden Parameter auf: Hämoglobin, Hämatokrit, Erythrozyten und Leukozyten und den mittleren Hämoglobingehalt.

 

Verhindert werden sollte unbedingt, dass ein Windhund, der nicht ganz gesund ist, vielleicht frisch geimpft wurde oder vor kurzem eine Narkose brauchte, hetzen oder länger sprinten kann. Ein Windhund ist durch seine vergrößerten Organe sowie anderer anatomischer Besonderheiten und durch seinen seit Jahrtausenden kultivierten Charakter (fliehendes Objekt versetzt ihn kompromisslos in den Trieb) in der Lage, extrem schnell zu rennen. Seine Höchstleistung ist zwar wunderbar anzusehen, erfordert aber seine ganze körperliche und seelische Kraft. Ist der Schalter erst einmal umgelegt, hält ihn kein gebrochenes Bein, keine klaffende Wunde, kein schwaches Herz und keine noch so gute Erziehung zurück. Für die Jagd ist dieser Hund geboren!

 

Therapie:
Ein erkranktes Tier muss unverzüglich stationär aufgenommen und behandelt werden. Der Tierarzt wird zunächst eine Blutneutralisation durchführen, um der Azidose entgegenzuwirken. Eine Azidose ist ein pH-Abfall unter den Normalwert des Blutes von 7,42, was bei der Anhäufung des sauren Laktats als logische Konsequenz erscheint.

Weiterhin wird das Tier ruhig gestellt und erhält schmerzstillende Mittel. Eine Kurzwellentherapie bietet sich auch an, da so das degenerierte Gewebe besser durchblutet wird und somit auch wieder schneller aufgebaut werden kann. Die Verabreichung von Vitamin B1 ist auch empfehlenswert, da es dem Körper hilft, sich sozusagen selbst zu helfen. Da Vitamin B1 wasserlöslich ist und man es daher nicht überdosieren kann, kann es auch vorbeugend dem Hund verabreicht werden. Es ist z. B. in Hefe enthalten.

 

 

Wichtig ist, dass der Hund regelmäßig Bewegung gemäß seines eigenen Potentials hat. Ein Windhund ist der Kurzstreckenläufer schlechthin und kurze Sprints, lockere Spielereien, Massagen etc., trainieren seine Muskulatur am allerbesten. Vom Grundsatz her muss ein Hund, bevor er frei rennen kann (egal ob auf der Bahn, auf dem Coursingelände oder einfach im Freilauf), aufgewärmt sein. Beim Aufwärmen erhöht sich die Durchblutung und so wird der Sauerstofftransport verbessert. Es bleibt also länger bei der Art der Energiegewinnung, bei welcher kein Laktat freigesetzt wird. Genauso wichtig ist ein lockeres Spazieren an der Leine nach der Belastung, damit ein Teil des Laktats sinnvoll via Stoffwechsel abgebaut werden kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellenangabe:

Internet            à Google.de                                      à Wikipedia.d

Buch                à Care of the racing and retired Greyhound

 
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► letzte Aktualisierung 19.10.2012 Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
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