Der Windhund im Mittelalter
Mit dem Untergang des weströmischen Reiches im Jahre 476 n. Chr. erfolgten im Westen neue Staatsgründungen, die die Verbindungen germanischer und romanischer Volkselemente zur Grundlage hatten; das Frankenreich wurde dadurch das Mächtigste, unter der Führung König Chlodwigs. Die verdrängten und unterjochten Gallier hatten als Vermächtnis ihre großen Jagdtradition und ihre vorzüglichen Hunde hinterlassen. In den Franken fanden sie auf diesem Gebiet würdige Nachfolger; denn wurde beispielsweise für die männliche Jugend der Freien der Jagdunterricht zum Pflichtfach. In einer Urkunde Childeberts I., eines Sohnes von Chlodwig, aus dem Jahre 556 wurde erstmals erwähnt, dass das Jagen in so genannten „Bannwäldern“ und „Forsten“ das alleinige Privileg des Königs und seiner Beauftragten und Gäste sei.
Über die damals in Deutschland gebräuchlichsten Hunderassen haben wir Kenntnis durch die alten germanischen Rechtsquellen, in denen nach ihrer Verwendung neun verschiedene Formen genannt werden. Die in den Originaltexten gebräuchlichsten Namen des Windhundes wie „veltrus“, „veltrix“, „velter“, „veltraeus“ u.a. sind Ableitungen vom gallischen „Vertragus“, was auf eine Identität mit der Abstammung der Hunde vom gallischen Windhund schließen lässt.
Die Vorrangstellung, die der Windhund im klassischen Altertum als Jagdhund genoss, hatte sich im germanischen Mittelalter etwas zugunsten des Laufhundes verschoben. Dennoch, die Rolle der Windhunde blieb während des ganzen deutschen Mittelalters bedeutend; zum Einen weil bei den meisten Jagden jener Zeit die Meuten aus Lauf- und Windhunden zusammengestellt wurden, zum Anderen weil der Windhund, ganz im Gegensatz zu den im Zwinger gehaltenen Laufhunden, von den adeligen Herren und Damen gleichermaßen als eleganter und angenehmer Begleithund geschätzt wurde.
In den wichtigsten Büchern des Mittelalters, die uns interessante Informationen über die Windhunde jener Zeit vermitteln, finden sich neben den Beschreibungen auch Abbildungen und die damaligen Verwendung des Windhundes; darunter fand man auch einen glatthaarigen und rauhaarigen Windhund. Der rauhaarige war keine besondere Rasse, sondern lediglich eine Variante des kurzhaarigen. In England sind seine Spuren noch in mancher, vor allem in Irland gezüchteten Renngreys zu erkennen, in Spanien lebt er unverändert im Rauhhaar-Galgo fort.
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